INTERVIEW Lars Müller will als Sportlicher Leiter der HSV seine Kontakte nutzen
HAMM • Es war ein großer Paukenschlag, als die Hammer SpVg am Sonntagabend verkündete, dass der zuvor als Trainer des Fußball-Oberligateams beurlaubte Lars Müller nun als Sportlicher Leiter dem Verein weiter zur Verfügung stehen wird. Warum er das macht, hat der 36 Jahre alte Ex-Profi in einem Gespräch mit Patrick Droste verraten.
Herr Müller, das war ja ein lustiges Wechselspiel, das es bei der Hammer SpVg in den vergangenen Tagen gegeben hat. Sven Heinze, bisher Coach der Reserve, übernimmt die Erste, Ihr Co-Trainer Christian Klotz steigt beim Landesliga-Team ein, und Sie werden zum Sportlichen Leiter gemacht. Wird durch diese Umbesetzungen jetzt alles besser im Hammer Osten?
Müller: So ist der Plan. Abgerechnet wird natürlich erst zum Schluss, aber ich denke schon, dass das funktionieren wird. Wir haben als Team bislang gut und ehrlich zusammengearbeitet. Ich sehe keinen Grund, warum sich das ändern sollte.
Sind Sie denn nun ein Verlierer, weil Sie Ihren Trainerjob los sind? Oder sehen Sie sich als Gewinner, weil Sie jetzt Sportlicher Leiter und damit der Chef des neuen Trainers sind?
Müller: Ich habe die schöne Vorstellung, dass es keine Verlierer gibt. Und vielleicht ist das jetzt so eine Situation, wo dies zutrifft. Natürlich werden wir erst am Ende sehen, was dabei herauskommt. Jeder von uns dreien ist in einer Position, um für den Verein etwas zu bewegen. Und wenn uns das gelingt, dann sind wir am Ende alle Gewinner.
Wer kam denn eigentlich auf die Idee, Sie zum Sportlichen Leiter zu ernennen? Denn nach einer Beurlaubung als Trainer will man doch eigentlich nichts mehr mit dem Verein zu tun haben.
Müller: Nachdem wir uns am Sonntag vergangener Woche das Spiel Erkenschwick gegen Wattenscheid angesehen hatten, habe ich am Montag, dem Tag meiner Beurlaubung, sehr lange zuerst mit Achim (Hickmann, Mäzen der Hammer SpVg, Anm. der Redaktion) und später dann auch mit Jens (Heusener, Fußball- Abteilungsleiter) telefoniert. Es war nicht so, wie man es sich vorstellt, dass man beurlaubt wird, und damit ist das Thema durch. Wir haben uns vielmehr darauf verständigt, die Sache sacken zu lassen und uns im Laufe der Woche noch einmal zusammenzusetzen. Das haben wir am Donnerstag getan. Und da haben wir dann überlegt und letztlich auch eine Lösung gefunden, was sinnvoll wäre und wie man am besten weiter zusammenarbeiten kann. Das alles lief äußerst harmonisch ab, so dass ich mich jetzt sehr auf meine neue Aufgabe freue. Und um noch einmal auf die Frage zurückzukommen. Die Idee kam von Jens.
Ist Ihr Vertrag als Spielertrainer schon umgeschrieben worden oder haben Sie einen neuen Kontrakt erhalten?
Müller: Wir haben das per Handschlag besiegelt. Wenn die richtigen Leute zusammensitzen, ist es nicht nötig, so etwas schriftlich zu fixieren.
Was sind jetzt Ihre Aufgaben?
Müller: Meine Hauptaufgabe wird es sein, den Kader für die neue Saison zusammenzustellen. Dafür ist der November natürlich nicht gerade der heißeste Monat, aber diese Kampfphase wird kommen. Denn bei uns laufen zahlreiche Verträge aus. Da werde ich noch genug Arbeit haben. Jetzt versuche ich erst einmal, mich einzufinden und Kontakte zu pflegen.
Sie sind nach Ihrer Profi-Zeit erst seit eineinhalb Jahren wieder in der heimischen Region zurück. Haben Sie denn genügend Kontakte?
Müller: In Hamm sicher nicht. Aber ich kenne viele Leute, die mit Fußball etwas zu tun haben, egal ob das Trainer oder Berater sind. Damit kann ich dem Verein auf jeden Fall hilfreich sein. Und das ist ja der Gedanke hinter der ganzen Geschichte.
Sie kennen die aktuelle Mannschaft der Hammer SpVg wie kaum ein Zweiter. Dies dürfte doch auch sehr hilfreich sein bei Ihrem neuen Job?
Müller: Es schadet jedenfalls nicht. Ich kann die einzelnen Spieler schon recht gut einschätzen. Und da im Sommer, wie gesagt, viele Verträge auslaufen, habe ich die gute Gelegenheit, entweder die Jungs zu behalten oder viel zu ändern. Letztlich werden solche Entscheidungen aber nicht von mir alleine getroffen, sondern in Absprache mit dem Trainer und dem Vorstand.
Inwieweit werden Sie aktuell Einfluss auf die Arbeit Ihres Nachfolgers Sven Heinze nehmen und Ihr Wissen einbringen?
Müller: Gar nicht. Das ist einzig und allein die Sache von Sven. Er hat seine Vorstellungen, die mal mehr, mal weniger gravierend anders sein werden als meine. Aber das entscheidet er jetzt, ich werde ihm in Sachen Training, Taktik oder Personal nicht reinreden. Wenn er Fragen hat, werde ich ihm die natürlich beantworten – im Rahmen meiner Möglichkeiten. Ich werde sicher auch mal ungefragt meine Meinung äußern und sagen, wie ich manche Dinge sehe. Aber es bleibt dann an ihm, was er daraus macht. Da gibt es keinen Zwang.
Ist es denkbar, dass Sie Sven Heinze im Notfall als Spieler zur Verfügung stehen?
Müller: Ich kann mir keine Situation vorstellen, das so etwas passiert. Ich glaube, die Rolle des aktiven Spielers passt nicht zu meinen neuen Aufgaben. Es gibt da einfach zu viele Dinge, die dagegen sprechen. Das würde nicht funktionieren.
Juckt es nicht mehr in den Füßen?
Müller: Nein, es juckt nicht mehr.
Also ist Ihre aktive Karriere als Spieler beendet. Können Sie sich denn vorstellen, bei einem anderen Verein auf die Trainerbank zurückzukehren?
Müller: Auch das kann ich mir derzeit nicht vorstellen.