
Goran Barjaktarevic ist der neue Trainer der Hammer SpVg
HAMM • Es war ein hartes Stück Arbeit für Hartmut Weber. Der Name des neuen Trainers des Oberligisten Hammer SpVg ging dem Fußball-Abteilungsleiter nicht leicht über die Lippen – und bei allen drei Versuchen auch nicht fehlerfrei. Goran Barjaktarevic saß neben Weber bei der sehr gut besuchten öffentlichen Pressekonferenz im VIP-Raum der Evora Arena und grinste. „Das“, sagte der 44-Jährige, „bin ich schon gewohnt.“An die Verpflichtung des Fußball-Lehrers, der am Samstag mit der A-Jugend von Eintracht Braunschweig in der Relegation den Sprung in die Bundesliga verpasst hatte, knüpft der Klub aus dem Hammer Osten immense Erwartungen. Zusammen mit der personellen Neustrukturierung der Abteilung, in der unter anderem der bisher „nur“ als Gönner des Klubs aufgetretene Achim Hickmann nun das Amt der Sportchefs bekleidet, soll, so Weber, „die HSV wieder den Stellenwert erreichen, der ihr zusteht“.
Attraktiver Fußball als Ziel
Barjaktarevic, der nach Hamm ziehen wird, gibt sich bei der Benennung der Ziele indes zurückhaltend, will diese nicht an einem Tabellenplatz festmachen. „Man muss da vernünftig denken“, sagte der ehemalige Coach des Goslarer SC, den er bis in die Regionalliga geführt hatte. Vordringlichste Aufgabe sei es, mit einer funktionierenden Mannschaft attraktiven Fußball zu spielen.Wobei Barjaktarevic seine Vorstellung vom „schnellen, offensiven Kombinationsspiel“ nicht mit einer taktischen Systematik verbindet. „Ich passe mich den Spielern an, die ich zur Verfügung habe“, erklärte er. Bislang sind dies Jan-Robin Stiepermann, Christoph Hunnewinkel (Tor), Michael Kaminski, Sebastian Krug, Michael Baum, Pascal Harder (Abwehr), Oliver Glöden, Daniel Schaffer, Nils Hönicke, Jonas Brockhinke, Rouven Meschede (Mittelfeld), Ferhat Cerci, Michael Erzen, Jochen Höfler und Thanh-Tan Tran (Angriff). „Die bis vier“ echte Verstärkungen sollen bis zum 31. August noch verpflichtet werden, kündigte Hickmann an. Barjaktarevic, der zusammen mit Hickmann auch die sportliche Leitung übernimmt, will zudem in der U 23 und in der A-Jugend nach Talenten Ausschau halten und betonte: „Die letzte Entscheidung, wer in mein System passt, die treffe ich.“
Mit dem vorhandenen Personal will der neue Coach und Nachfolger von Sven Heinze einen möglichst guten Saisonstart hinlegen – und machte die internen Erwartungen vom Verlauf bis zur Winterpause abhängig. „Dann werden wir die Spiele analysieren. Und sagen, wo wir noch hin wollen“, sieht er die Ausgabe des Saisonziels als dynamischen Prozess – und ergänzte augenzwinkernd: „Wenn sich die Chance ergeben sollte: Mir hat hier keiner gesagt, dass wir nicht aufsteigen dürfen.“
Mittelfristig soll der Weg der HSV ohnehin in die Regionalliga führen. Der neue Coach soll nun allerdings erst einmal dafür sorgen, dass die Spieler ihr Potenzial abrufen – was zuletzt zu selten der Fall war. „Die Saison lief nicht wunschgemäß“, räumte Hickmann ein – und präsentierte prompt seinen „Wunschkandidaten“, den Trainer, in dem er den geeigneten Mann für eine langfristige Zusammenarbeit sieht. „Wir planen mehrere Jahre. Von mir aus kann es auch Jahrzehnte gehen, bis zur Rente“, sagte Hickmann, der sich nicht konkret zur Vertragslaufzeit äußerte. Als Co-Trainer wird weiter „Mano“ Zielinski agieren, Coach der U 23 bleibt Christian Klotz.
Für Barjaktarevic, der gestern von seiner Lebensgefährtin zur offiziellen Präsentation begleitet wurde, war die HSV eine naheliegende Option, eine Weiterbeschäftigung in Braunschweig stand nicht zur Debatte. „Ich bin selbstkritisch. Ich habe gemerkt, dass ich von meinem Alter und der Einstellung zum Fußball nicht mehr für den Jugendbereich geeignet bin. Deshalb wollte ich wieder ein Seniorenteam trainieren, wo ich in Ruhe arbeiten kann. Das ist hier gegeben“, meinte er. Barjaktarevic glaubt nicht, dass er eine lange Eingewöhnungszeit benötigt, auch wenn er bislang weder als Spieler noch als Coach in Westfalen aktiv war. „Wenn du als Trainer kein Netzwerk hast, dann ist das schlecht. Ich habe viele Bekannte und Freunde, die in Nordrhein- Westfalen tätig sind“, erklärte Barjaktarevic. „Daher brauche ich ungefähr fünf Telefonate, dann habe ich den kompletten Röntgenblick über den Fußball in der Region.“
Den über sein neues Team hat er noch nicht, auch wenn er in der Vergangenheit schon bei Partien der HSV zu Gast war. Am Sonntag, wenn die Hammer in die Vorbereitung starten, wird er sich seinen Spielern vorstellen, von denen einige der Präsentation beiwohnten. „Ich werde den Jungs dann erzählen, was ich von ihnen erwarte und wie ich die Sachen mache“, sagte Barjaktarevic. „Ansonsten halte ich wenig vom Erzählen. Ich mag die Praxis auf dem Platz.“ Was seine Schützlinge in der Vorbereitung zu spüren bekommen werden. Auch wenn sein Credo „Bei mir wird viel mit dem Ball gearbeitet“ nett klang – der Zusatz war entscheidend: „Wer noch nie viel mit dem Ball trainiert hat, der weiß nicht, wie anstrengend das ist. Eine bestimmte Belastung muss man absolvieren.“
Um erfolgreich zu sein. Was sicherlich keine schlechte Voraussetzung dafür wäre, dass Hartmut Weber der Name des neuen Coaches künftig leichter von den Lippen geht. fh
Quelle: Westfälischer Anzeiger